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Johann Gottfried von Herder

Der preußische Kantorssohn Johann Gottfried von Herder (1744 - 1803) verbrachte in den Sommermonaten der Jahre 1801 und 1802 Erholungszeit auf der Hofmark Stachesried, um dort seinem Sohn Adelbert zu besuchen, der die Hofmark erwarb, um sich hier eine Existenzgrundlage zu schaffen.

Den Plänen der Familie Herder zufolge, sollte das Gut das landwirtschaftliche Unterrichtswesen fördern. Aus einer patriotischen und pädagogischen Geisteshaltung heraus beabsichtigte er, bis zu acht Zöglingen einen Ausbildungsplatz zu verschaffen. Dabei übertraf der Betrieb in Stachesried von Anfang an die im Jahr 1803 gegründete staatliche Einrichtung in Weihenstephan, welche damals nur zwei „Eleven“ besuchten. Herder nutzte natürlich den Erwerb des Gutes auch zu seiner Erholung. Aus dem vorhandenen Briefwechsel geht ein Lob auf die „gesunde Luft“ in Stachesried hervor.

Johann Gottfried von Herder war eine der bedeutendsten Geistesgrößen Deutschlands. Er studierte in Königsberg bei Immanuel Kant, dem er viel zu verdanken hatte. In seinem Beruf als Geistlicher sah er vor allem die Aufgabe, die Theologie vor der inneren Ausdörrung durch den Rationalismus zu bewahren. Auf Betreiben Goethes – mit diesem und Schiller war er befreundet -, wurde er zum Superintendenten in Weimar bestellt.

Aber nicht nur als religiöser Denker, sondern noch mehr als Gelehrter und Dichter schlug Herder neue Bahnen ein. Mit seiner berühmten Sammlung „Stimmen der Völker in Liedern“ wurde er zum Anreger der Romantik.

Als Sprachphilosoph lehrte er in seiner „Abhandlung über den Ursprung der Sprache“, dass der Mensch ein Geschöpf sei, das „wahrhaft in der Sprache geistig existiere“. Er forderte Ehrfurcht vor der göttlichen Offenbarung in jeder Volkssprache.

Mittelbare Folge dieser Erkenntnis war das Erwachen des Nationalbewusstseins der europäischen Völker im 19. Jahrhundert.

Als Geschichtsphilosoph, „Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit“ wandte sich Herder sowohl gegen die Fortschrittsideen der Aufklärung als auch gegen den Skeptizismus und begründete demgegenüber seine Überzeugung vom Fortgang und Entwicklung des Menschengeschlechtes im höheren Sinne.

Vor dem Hintergrund der Bedeutung Herders auf die Nachwelt erscheint der Kauf des Ökonomiebetriebs in Stachesried in einem neuen Licht.

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Mond

Und grämt dich, Edler, noch ein Wort
Der kleinen Neidgesellen?
Der hohe Mond, er leuchtet dort,
Und läßt die Hunde bellen
Und schweigt und wandelt ruhig fort,
Was Nacht ist, aufzuhellen.